Nachfolgend werden diese Lernformen, die im Zusammenhang mit ODL immer
wieder vorkommen, in Hinblick auf ihre Präzisierung anhand unterschiedlicher Zitate
dargestellt. Erwähnt werden muss, dass auch weitere Lernkonzepte wie 'Dialogisches
Lernen', 'Strukturiertes Lernen', 'Lebenslanges Lernen', 'Industrialisiertes Lernen' oder
'Postmodernes Lernen' beim Fernunterricht eine Rolle spielen (siehe z. B. Peters 1997).
Offenes Lernen (Open Learning)
"Offenheit" ist ein relativer Begriff, der die Frage "offen in bezug worauf?" nach
sich zieht. So gibt es keine eindeutige Beschreibung (und kann es auch nicht geben), was
Offenes Lernen heisst, weder in England noch sonst wo. Das heisst natürlich nicht, dass
dieser Begriff nicht beschrieben werden muss und kann. Es existieren zahlreiche
"Definitionen", die bei genauerem Hinsehen ihre jeweilige ideologische Herkunft und ihren Kontext
verraten: Die einen kommen aus der libertären Ecke, mit dem Ziel der Selbstbestimmung
des Individuums, während die anderen Offenes Lernen eher als Weiterbildungsform sehen,
die sich wirtschaftlich rechnet.
Die Kriterien für Offenheit beziehen sich entweder auf den Lernprozess (Auswahl an
Inhalten und Methoden, Wahl des Tutors, individuelle Kontrolle des Lernverlaufs, ...)
oder auf institutionelle / staatliche Rahmenbedingungen (Zugang zum Kurs, Angebot an
Kursarten, ...). Es gibt verschiedene Listen, anhand derer die einzelnen Faktoren des
gesamten Lernverlaufs hinsichtlich ihrer Offenheit überdacht werden können
(siehe Detailfragen "OL"). Wer offenes Lernen fördern oder ODL-Kurse einrichten will, muss sich
insbesondere überlegen: Welche systemischen / organisatorischen Faktoren sind - aus der Sicht
der Lernenden(!) - offen, und welche individuellen Faktoren weist das Lernsetting auf?
Hier überschneidet sich Offenes Lernen mit dem
selbstgesteuerten Lernen. Zu bedenken ist weiters, dass Offenheit oder Selbststeuerung per se nicht von vornherein "gut"
sind: beispielsweise erfordert der Umgang mit einem höheren Ausmass an Wahl-
und Kontrollmöglichkeiten gewisse Fähigkeiten und eine Eigenverantwortung, die
manche Lernenden überfordert.
Offenes Lernen ist auch mit dem Begriff des Fernlernens verknüpft, wird manchmal
sogar ungeschaut gleichgesetzt, obwohl es sich dabei um nicht vergleichbare Begriffe
handelt (siehe "Open and Distance Learning")
Und schliesslich gibt es auch eine Linie vom Offenen Lernen zum
Lebensbegleitenden Lernen, da dieses sich nicht nur in schulisch organisierten Veranstaltungen abspielt.
Bekanntlich wird die Bedeutung eines Begriffs durch seinen Gebrauch bestimmt.
Nachfolgend werden daher einige Zitate angeführt, die den Begriff des Offenen Lernens aus
unterschiedlichen Perspektiven darstellen:
Malcolm Tight (6/88, S. 23):
"In addition to flexibility, the four principal defining characteristics of open
learning would appear to be learner-centredness, the removal of restrictions on access, the
use of learning materials and freedom of location. It is worthwhile briefly
considering each of these in turn.
Learner-centredness requires that teachers (or facilitators: call them what
you will) get away from focus on their subject discipline, their professional group,
the demands of their employers, the conditions imposed by examining bodies and
the pressures posed by other interests external to the learning process. Instead,
the individual learner - or, in some cases, a group of learners with reasonably
common aims - becomes the focus of attention. It is the role of the teacher to assist
learners, where desired, in identifying what they want to learn, and then to help them to
undertake this learning using whatever means are available and appropriate. In other words,
an ,open` approach is required at each stage of the learning process: during
needs identification, programme planning, implementation, evaluation, etc.
Such an approach really implies the second principal characteristic identified
- the removal of restrictions on access. It would obviously not be possible to
assist learners in a truly flexible and individual fashion unless existing barriers -
whether they be institutional, attitudinal, financial or whatever - were demolished or
overcome in some way. But the implications may be broader than they seem. While
dismantling barriers to aid the learning of individuals already within the system is desirable
in itself, removing those that separate the system from the wider world which
surrounds and nourishes it is far more important. Open learning in it's full sense suggests that
it is the role of teachers to aid learners, in so far as they are able, whatever their
social background, previous experience, educational qualifications, current
commitments or financial situation. In these circumstances, prioritisation of effort must become
a necessity and issues such as positive discrimination and cross-subsidisation will
begin to loom large.
The third major characteristic of open learning,
the use of learning materials, is not universal. Open learning may be based entirely upon the knowledge,
experience and abilities of the teachers and learners involved, perhaps supplemented by
face-to-face contact with others. In the vast majority of cases, though, a range of materials
- textual, audio-visual, physical, experimental - are likely to be employed to
develop, extend or reinforce learning. Whether these materials already exist, and are 'taken
off the shelf' for use, are specially created to serve the particular learning needs
in question, their flexible usage in a learner-centred context implies a readiness to
adapt, expand upon, re-create or reject materials as appropriate.
The final defining characteristic - freedom of location - may, in some ways,
prove to be the most problematic aspect of open learning. It cannot simply mean that
learners who are unable to travel to wherever the teachers and/or the learning materials are
to be found, or are unable to do so during normal working (or opening) hours,
should have their needs catered for exclusively by distance learning means. Such a
response immediately puts them, and distance education, in a second best position: this is
often recognised, consciously or unconsciously, in the use of the term ,second
chance` education. Of course, it should be possible to ensure that, whatever elements or
stages of the learning process are provided at-a-distance rather than face-to-face, or
vice versa, the experience of the learner is of approximately equal quality and value.
But we may wish to go further and insist that teachers should be able and willing
physically to visit learners, instead of the expectation always being the other way round. By
this means, personal, face-to-face contact may be added to what might otherwise be
an entirely distance learning experience.
Den Stellenwert des Offenen Lernens im größeren Bildungskontext beschreibt
Jost Reischmann (1994):
"Durch die unheilvolle Gleichsetzung der Erwachsenenbildung/Weiterbildung mit
organisiertem - und das heißt oft "schulisch organisiertem" - Lernen werden
Lernformen, die im Alltagsleben höchst wirksam sind, nicht gesehen, und
organisierte Lernformen dem Lerner aufgezwungen, obwohl sie sich schon im schulischen
Kontext als lernabschreckend erwiesen haben.
Mit der Forderung nach offenem Lernen wurde versucht, dieses Problem zu
heilen. "Offen" sollte darauf verweisen, daß es auch innerhalb
geschlossen-fremdorganisierten Lerngelegenheiten, Lernwegen und Lerninhalten Gestaltungsmöglichkeiten gibt,
diese Fremd-, Außen- und Vorab-Organisation von Lernen zu reduzieren und an die
"anderen" Lernmöglichkeiten anzuknüpfen. Offenheit und offenes Lernen sind also
Begriffe, die in der Literatur - von wenigen Ausnahmen abgesehen - in
Zusammenhang mit veranstalteter Bildung verwendet werden und die darauf verweisen, daß
Lerngesetzmäßigkeiten, wie sie außerhalb von intentional-fremdorganisiertem
Lernen anzutreffen sind, auch innerhalb des organisierten Lernens von Erwachsenen
Berücksichtigung finden sollten.
Offenes Lernen lenkt damit den Blick auf das Lernen Erwachsener außerhalb
von organisierten Veranstaltungen: auf autodidaktisches Lernen, auf
selbstgesteuert-intentionales Lernen im Lebenszusammenhang, aber auch auf nichtintentionales
Lernen, das sich in der Wahrnehmung der handelnden Person nebenbei ergibt, das
sie "en passant" mitnimmt, das aber weder (Haupt)Absicht noch Ziel des Handelns ist."
Offenes Lernen hat auch in der Form von "Offenem Unterricht" in der Schule Einzug
gehalten. Wie es so üblich ist, sind in der Schule die Grenzen etwas enger gesetzt als in
der Erwachsenenbildung. Zehn Merkmale für Offenen Unterricht formuliert
Johannes Bastian (1995):
"Offener Unterricht ...
öffnet sich den Fragen und Interessen der Beteiligten;
öffnet sich der Verschiedenheit der Schüler(innen);
öffnet sich für Erfahrungen und ermöglicht Handeln an ausserschulischen
Lernorten;
bemüht sich um eine schüleraktivierende und handlungsorientierte Methodenvielfalt;
fördert Mündigkeit durch Selbständigkeit und Selbstverantwortung;
fördert Lernen über Fächergrenzen;
fördert die Bedeutsamkeit des Lernens;
kultiviert die Rolle des Lehrenden als Lernberater;
bemüht sich um ein mehrdimensionales Verständnis von Leistung und um Formen
der Leistungskontrolle, die diesem gerecht werden;
versteht sich als Ergänzung zu "geschlossenen" Lernformen."
Weitere Literatur zum Begriff Offenes Lernen:
Badegruber; Bailey; Baker; Bannech; Bosworth; Christ; Delling; Dichanz; Evans/
Nation; Freeman 11/90; Harris; Hodgson; Kember/ Murphy; Kwiatkowski; Mills/ Tait;
Lewis; Nauck/ Blaschke; Paine 1988; Peters S. 146ff; Pirker; Race; Ross; Rowntree; Rumble
6/89; Tergan/ Zimmer/ Blume; Thorpe/ Grudgeon; Tight 6/88; Young; Zimmer 1994
Fernlernen (Distance Learning); Fernunterricht (Distance Education)
Zwischen Fernlernen und Fernunterricht wird selten genau unterschieden. Im
allgemeinen lässt sich jedoch feststellen: "Fernlernen" ist die Darstellung des Wissenserwerbs von
der Seite der Lernenden her, "Fernunterricht" ist die Position der Wissensvermittlung von
der Seite der Lehrenden her. Seit einiger Zeit findet eine Verschiebung statt von der
eindimensionalen Wissens"stoff"vermittlung zur Ermöglichung von individuellem Lernen
auf vielfältigeren Wegen. Den Unterschied von "distance education" und "distance
learning" analysiert Keegan:
Desmond Keegan (Voctade-Studie 1998, http://www.fernuni-hagen.de/ZIFF/v2-ch40.htm):
"Should the field of education and training provision analysed in this report be
referred to as 'distance education' or 'distance learning'?
In the United States one finds both terms used for the two major associations
of institutions in the field: the United States Distance Learning Association
(USDLA) and the Distance Education and Training Council (DETC).
The USDLA works mainly at higher education level and uses the term
'distance learning'. The DETC works mainly at further education level and uses the
term 'distance education and training'.
'Distance education' is a suitable term to bring together both the teaching and
learning elements of this field of education (..).
Since the early 1980s the term `distance education' has gained in strength
and acceptance. It indicates well the basic characteristic of this form of education:
the separation of teacher and learner which distinguishes it from conventional, oral,
group-based education. It also encompasses well the two characteristic operating
systems (distance teaching) and a student support subsystem (distance learning).
It is also a term for the future. Distance educators in the past have held on to
terms like 'correspondence' or 'home study' because, it was claimed, they were
conforming to students. There is every evidence that citizens of the late 1990s will be able to
cope with distance in a way previous generations could never dream of. Students, too
are coming to choose distance rather than backing off from it.
There are, however, many advantages in the term 'distance learning':
- it focuses on students and their needs
- it reflects views in the literature for the last 30 years that education should be more learner-centred
- it suits those who see the teacher as a facilitator with the student designing the learning paths
- it emphasises that the quality and quantity of student learning, rather than
institutional structures, is central to educational processes.
Nevertheless, it is a term that it is difficult to use in an institutional or
administrative context. This is because learning is a cognitive process that is internal to the
individual. A further caution in the use of the term 'distance learning' by European scholars
is the realisation that it means 'group based provision via satellite or
videoconferencing or other electronic technologies' in America today. European officials and
researchers need to make it clear that they are not referring to this form of provision because
of the influence of the American use of the term. `Distance learning' in the Unites
States in the 1990s means electronic group-based provision, and European authorities
using the words `distance learning' need to realise this."
Da Fernlernen/ Fernunterricht eine
Methode des Lehr-/Lernprozesses ist, sind die
Definitionen im Vergleich zum Offenen Lernen wesentlich einfacher. Vor allem in den
USA wird das Lernen auf Distanz sehr pragmatisch gesehen:
Rita Laws, http://pages.prodigy.com/PAUM88A:
"Definition: Distance Learning (DL), also known as Distance Education (DE),
is simply learning from a distance, usually from home, or from a conveniently
located off-campus site. DL allows adults to earn college credits, even entire degrees,
without ever leaving home. DL makes use of the Internet, software, modems, TV stations,
2-way television using fibre optics, microwave, and digital phone lines, satellites,
radio, ham radio, videocassette and audio tape, and the ever-popular mailbox, to
deliver instruction.
DL also refers to on-campus classes where the professor is not physically present,
but communicating with students at several sites simultaneously via television,
modem, or some other electronic means. A broader definition of DL includes non-credit
courses, workshops, seminars, and career credits like CEUs (continuing education credits)."
Kennzeichen von Fernlernen/ Fernunterricht ist also einfach die Trennung von
Lehrenden und Lernenden, wobei die Distanz mit Hilfe eines Mediums überbrückt wird. Die
Schwierigkeiten liegen dann in den Details: Wie gut ist die Verständigung (Lernmittel,
Interaktion...), wie genau ist das Fernlern-System auf die Bedürfnisse der Einzelnen
zugeschnitten, wie umfangreich ist das Support-System, usw.
Eine weitere Abgrenzung von Fernunterricht zu konventionellem Präsenzunterricht liefert
Terry Ann Mood (1995, S. 19):
"Most theorists of distance education now agree on a basic definition of the field,
but still hold differing views on an number of it's aspects. This generally accepted
definition includes four characteristics:
- Teacher and learner must be separated for most of the learning process.
- The course or program must be influenced or controlled by an organised educational institution.
- Some form of media must be used, both to overcome the physical separation of teacher and learner and to carry course content.
- Two-way communication in some form must be provided between teacher and learner."
The first characteristic eliminates courses that mostly occur in a classroom, with
an occasional television or correspondence lesson or module. Classroom teachers
who occasionally use an educational film or require their classes to watch a
television show at home cannot be said to be teaching at a distance. The second
criterion eliminates most self-study programs, such as individuals reading in a subject
without formal guidance. The third is interpreted broadly, sometimes defining as
distance education a correspondence course whose written material makes heavy use
of illustrations. The fourth is also broadly interpreted: Two-way communication
can mean everything from high-tech interachtive video or online computer
communication to the cumbersome but still-effective written communication between student
and teacher, in which the student submits an assignment and the teacher returns it
with comments and suggestions."
Zwischen Fernunterricht und Selbststudium gibt es einen engen Zusammenhang:
Sigrid Eckert (1994, S.32):
"Fernunterricht/ Fern- bzw. Selbststudium findet in vielen Ausprägungen statt,
die sich zwischen den Polen Selbststeuerung und Anleitung bewegen. Eine Definition,
die diesen unterschiedlichen Nuancen gerecht wird, könnte lauten:
Unter Fernunterricht/ Fern- bzw. Selbststudium sollen alle Formen des Lehrens
und Lernens subsumiert werden, die überwiegend unabhängig von Zeit, Ort und
personaler Vermittlung eine didaktisch-pädagogische Individualisierung des Lernens
zulassen (und fordern) und zugleich wesentliche didaktische Funktionen des
Lehr-Lern-Prozesses wie z. B. Stoffgliederung, Lernkontrollen, Praxistransfer an Medien (Text,
Bild, Ton) übergeben und dadurch für eine Anleitung des individuellen Lernprozesses
sorgen (...).
Lernen im Fernunterricht soll demnach bedeuten, daß die Freiheitsgrade der
Lernenden so wenig wie möglich beschnitten, die Lernenden zugleich aber durch
Anleitungen in den Lernmaterialien und/oder im ergänzenden Präsenzunterricht in ihrem
Lernprozeß so intensiv wie nötig unterstützt und gefördert werden."
Weitere Literatur zu den Begriffen Fernlernen/
Fernunterricht:
Astleitner/ Leutner; Beck/ Gasselich; Cech; Freilinger; Gaskell/ Mills;
Guri-Rozenblit; Holmberg; Hüther; Keegan; Kember/ Murphy; Kronsteiner; Mills/ Tait; Peters;
Ross; Schmitz; Tait 11/94; Willis; Zimmer
Offenes Fernlernen (Open (and) Distance Learning)
Warum sollte es nicht auch im Fernunterricht offenes Lernen geben? Zum Beispiel
Zimmer 1994, S. 10: "Offenes Lernen kann sowohl im
Fernunterricht als auch im
Direktunterricht stattfinden. Der entscheidende Unterschied der Konzepte besteht zwischen
Unterricht (Lehren) und
Lernen, also zwischen dem jeweiligen Standpunkt des Denkens
und Handelns." Als Entsprechung von Open and Distance
Learning verwendet Zimmer den Begriff "Offenes Fernlernen", ebenso Reichl 1995.
Dem gegenüber steht folgendes Zitat, das die Bezeichnungen "Open
Distance Learning" und "Offenes Fernlernen" als falsche Übersetzung ins Englische und von
dort wieder ins Deutsche identifiziert:
Desmond Keegan (Voctade-Studie 1998,
http://www.fernuni-hagen.de/ZIFF/v2-ch40.htm):
"This term is regarded in this report as a mis-translation.
Investigation has shown that a document prepared for a Brussels committee by
de Vocht used the term `open
Afstandsonderwijs' which means `Distance
education programmes for which normal entry requirements have been waived' was
mistranslated into English as `open distance learning'. This expression probably means in
English `non-closed distance learning'. Although some see `non-closed' as a criticism of
the lack of student-centeredness in certain courses at a distance, the term is best
regarded as a mistake and should be abandoned.
German scholars, however, apparently not realising the mistake in the
English terminology `open distance learning' have set out to develop a theoretical
perspective based on the concept. Zimmer in a 1994 volume
Vom Fernunterricht zum Open Distance Learning
brings together a group of German scholars who attempt to develop
the theme in a book of 310 pages. Zimmer's own contribution focuses on an attempt
to formulate a German theoretical background for the term.
Happily, there has been little take up of this European Commission term in the
literature of distance education from Canada, Australia, the United States and New
Zealand, the major non-European contributors to the literature of distance education in
English, and by the time of the drafting of this report it appeared that the European
Commission authorities were no longer supporting the use of the term."
Es scheint also besser zu sein, die Begriffe ,Open Distance Learning` bzw. ,Offenes
Fernlernen` zu vergessen und nur ,Open and Distance Learning` bzw. ,Offenes Lernen
und Fernlernen` zu verwenden.
Eine einfache Typologie dazu stammt aus Holland:
Desmond Keegan (Voctade-Studie 1998,
http://www.fernuni-hagen.de/ZIFF/v2-ch40.htm):
"Of particular significance is the Dutch report which makes strenuous efforts to
set up a typology that would encompass both distance systems and open systems.
The attempts to unite such different forms of provision result in a structure that
is theoretically difficult and the value of treating `distance learning' as a separate
entity from `open learning' becomes clear for the analyst:
A typology of open and distance learning
From this starting point and for the purposes of this report, provisions for Open
and Distant Learning (ODL) will be differentially defined. In a property space
with provisions for open learning and provisions for distance learning as
separate dimensions, distinctions may be made between:
- arrangements which offer both provisions simultaneously, that is, open distance learning in the most strict sense (++);
- arrangements which offer mainly or only provisions for open learning (+-)
- arrangements which offer mainly or only provisions for distance learning (-+); and
- arrangements which offer neither (--).
Provisions for distance learning | + | a: ++ | c: -+ |
| | strict ODL | distance ODL |
| | | |
| - | b: +- | d: -- |
| | open ODL | no ODL |
Typology of open and distance learning (ODL)
Depending on its definition, each dimension may be regarded as a dichotomy
(either, or), or as an ordinal continuum (more or less). In a dichotomous definition type
a, strict ODL, will be the only type of Open and Distance Learning (...).
(Hoeben R, Open and distance learning in the Netherlands, 1992/3)"
Eine genaue Analyse des Verhältnisses zwischen den Begriffen ,Offenes Lernen`
und ,Fernlernen'nimmt Rumble vor und kommt dabei zum Schluss, dass es sich hier um
keine Gegensätze handelt und auch nicht handeln kann, da die beiden Begriffe konzeptuell
verschieden sind:
Greville Rumble (6/89, S. 30):
"That distance education and open learning are not opposing concepts stems
from the fact that the two concepts deal with different things, the former stressing the
means by which education is achieved, the latter the objectives and character of
the educational process:
,Open education is particularly characterised by the removal of restrictions,
exclusions and privileges, by the accreditation of student's previous experience; by the
flexibility of the management of the time variable; and by substantial changes in the
traditional relationship between professors and students. On the other hand, distance
education is a modality which permits the delivery of a group of didactic media without
the necessity of regular class participation, where the individual is responsible for
his own learning'`(Escotet, 1980)."
Wie Rumble ebenfalls nachweist, ist mancher traditionelle Kurs (insbesondere in
der Grundschule) wesentlich offener als Kurse, die als ,Offene Fernkurse`
ausgeschrieben werden. Wenn man also selbst daran geht, ODL-Kurse anzubieten, wird man nicht
darum herumkommen, genau zu analysieren, in Hinblick auf welche Variablen die Kurse
offen sind oder eben nicht. Anderenfalls entspricht der Inhalt nicht der Verpackung.
Weitere Literatur zum Begriff ODL:
Evans/ Nation; Guri-Rozenblit; Mood (S. 21ff); Reichl; Rumble 6/89; Tait 6/88 +
11/94; Voctade-Studie 1998; Zimmer 1994 (S. 7-15)
Selbstgesteuertes Lernen (Self-directed Learning);
Selbstorganisiertes Lernen (Self-organized Learning)
Ein Aspekt des Fernunterrichts besteht darin, dass sich die Lernenden allein zu Hause
mit den Inhalten abmühen. Sie müssen also ihr Lernen zu einem gewissen Teil selbst
organisieren und den Lernprozess selbst steuern. Was ist der Unterschied dabei?
Die Abgrenzung zwischen selbstgesteuertem und selbstorganisiertem Lernen ist
etwas unscharf.
Arnold/ Lehmann stellen fest, dass im Begriff der ,Selbstorganisation` Fragen
der Didaktisierung ("Wer gestaltet wie die Vermittlung bzw. Erschließung der
Lerninhalte?") und Fragen der Institutionalisierung ("Wo, in welchem Rahmen und unter welchen
Verantwortlichkeiten findet das Lehren und Lernen statt?") nur schwer auseinandergehalten
werden können, und dass der Begriff der ,Selbstorganisation` didaktisch schwer zu
präzisieren ist:
Rolf Arnold / Burkhard Lehmann (in Derichs-Kunstmann u. a. (Hg.), 1998, S. 89-90):
"So betrachtet zeigt sich, daß ,Selbstorganisation` eher ein
Institutionalisierungs- und ,Selbststeuerung` eher ein Didaktikbegriff der Erwachsenenbildung zu sein
scheint, wobei das selbstgesteuerte Lernen bzw. das ,Self-directed Learning` eng "... mit
der Vorstellung vom selbständigen Entscheiden des einzelnen Lerners über die
Nutzung der verschiedensten informellen und institutionalisierten Lernhilfen in der
eigenen Lebens- und Medienwelt" (Dohmen 1996, S. 24) verbunden ist. Dadurch wird
das ,Self-directed Learning` geradezu zwangsläufig zu einer Art Rahmentheorie für
das Fernstudium bzw. das ,Distance Learning` (...)."
Und sie kommen unter anderem zum Schluss (S. 98):
"Das Fernstudium ist ein fremdorganisiertes Angebot, das selbstgesteuertes
Lernen zuläßt, aber nicht nur, wie die Repräsentanz von anderen Lerntypen bei den
Nutzern von Fernstudienlehrgängen zeigt. Aus diesem Grunde ist es auch wenig
weiterführend, das selbstgesteuerte Lernen zum neuesten fernstudiendidaktischen
Monokonzept idealistisch zu überhöhen."
In Deutschland hat sich insbesondere Dohmen seit Jahren mit selbstgesteuerten
bzw. selbstorganisierten Lernformen beschäftigt:
Günther Dohmen (1999, S. 16):
" 'Selbstgesteuertes Lernen' bezeichnet ein lernendes Verarbeiten von
Informationen, Eindrücken, Erfahrungen, bei dem die Lernenden diese Verstehens- und
Deutungsprozesse im Hinblick auf ihre Zielausrichtung, Schwerpunkte und Wege im
wesentlichen selbst lenken.
Beim selbstgesteuerten Lernen können die Lernenden jeweils nach den eigenen
Interessen, Bedürfnissen und Voraussetzungen die verschiedensten (formalen und
informellen, selbstentwickelten und fremdorganisierten) Lernmöglichkeiten nutzen und
flexibel kombinieren.
Das heißt: Das selbstgesteuerte Lernen ist eine besondere Form des für
Fremdunterstützung offenen 'Selbstlernens'. Dabei soll der Begriff des 'Selbstlernens' nicht
nur zum Ausdruck bringen, daß jeder Mensch die jeweils auf ihn zukommenden
Informationen und Eindrücke selbst verarbeiten muß, er soll auch als allgemeine
Kurzformel für ein nicht primär von anderen geleitetes und gesteuertes Lernen verstanden
werden.
Das selbstgesteuerte Lernen sucht einen Mittelweg: es meint weder ein völlig
autonomes Lernen (...), noch eine bloße Einpassung in vorgegebene Lernarrangements.
Es konzentriert sich auf das 'emanzipatorische' Bildungsziel, daß nämlich mündige
Erwachsene - individuell und in der Gruppe - lernen sollen, ihre von vielen
Seiten mitgetragenen und beeinflußten Lernprozesse so weit wie möglich selbst zu steuern."
Dohmen grenzt das selbstorganisierte Lernen vom selbstgesteuerten folgendermaßen
ab (S. 40-41):
"Selbstorganisiertes Lernen meint meistens ein Lernen, bei dem die Lernenden
bei vorgegebenen Zielen und Inhalten die Organisation, d.h. das WIE ihres Lernens
selbst bestimmen. Der Begriff wird deshalb vor allem in der beruflich-betrieblichen
Weiterbildung gebraucht, wenn die Entscheidung darüber, was und wozu gelernt
werden soll, aus wirtschaftlichen bzw. betrieblichen Bedürfnissen und Erfordernissen
zwingend abgeleitet wird, die organisatorischen Arrangements des Lernprozesses
aber (im Hinblick auf Zeit, Ort, Abfolge, Gruppenarbeit, Auswertung etc.) im
wesentlichen von den Lernenden selbst gestaltet werden können (...)."
Da der Begriff des 'Selbstorganisierten Lernens' mehrdeutig ist und in der Praxis die
Lernenden oft mit der Organisation ihres Lernens überfordert sind, ist er gewissermaßen
aus der Mode gekommen. Heute wird fast ausschließlich von 'Selbstgesteuertem
Lernen' (bzw. Self-directed Learning) gesprochen.
Weitere Literatur zu den Begriffen Selbstgesteuertes/Selbstorganisiertes
Lernen:
Arnold/ Lehmann; BMBW 1986; Derichs-Kunstmann u. a.; Dohmen 1996 (S.
44-60); Dohmen 1999; Eckert; Hofmann; Kloyber; Miller; O'Reilly; Rowntree
1986/1990; Schaare; Schöll; Straka; Weber
Kooperatives Lernen (Cooperative/Collaborative Learning)
"Kooperatives Lernen" ist ein Schlagwort für einen Lernmodus, das häufig in
Zusammenhang mit ODL verwendet wird. Kooperatives Lernen führt über die sogenannte
Gruppenarbeit hinaus, indem es an komplexere und strengere methodische und
organisatorische Bedingungen geknüpft ist:
Neil Davidson,
http://www2.emc.maricopa.edu/innovation/CCL/CCL.html:
"Cooperative/ Collaborative Learning (C/CL) is an instructional approach in
which students work together in small groups to accomplish a common learning goal.
C/CL is not the same as traditional groupwork, in that most models adhere to the
following principles:
Students work and learn together in small (2-5 member) groups.
Their task is carefully designed to be suitable for groupwork.
There is positive interdependence - cooperation is necessary for students to succeed.
Students are individually accountable for learning and participation.
Attention and class time are given to interpersonal/ cooperative skill building.
The role of the teacher changes from being the 'sage on the stage' to 'the guide on
the side.' "
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