2.2 Quadratische Ungleichungen mit einer Variablen
Die Ungleichung kann aber auch nichtlinear sein. Wir betrachten nur den quadratischen Fall: quadratische Ungleichung sind z.B. Ungleichungen der Art a·x2 + b·x + c > 0 oder a·x2 + b·x + c < 0. Die Ungleichung kann auch unscharf sein. Die Lösungsmenge X dieser Ungleichung sind wiederum alle reellen Zahlen x, die die Ungleichung erfüllen X = {x | a·x2 + b·x + c > 0} bzw. X = {x | a·x2 + b·x + c < 0}.
Um eine derartige Ungleichung zu lösen, löst man zuerst die quadratische Gleichung p(x) = a·x2 + b·x + c = 0 und faktorisiert das Polynom p(x) = a·x2 + b·x + c in p(x) = (x - x1)(x - x2), wobei x1 und x2 die Wurzeln der quadratischen Gleichung p(x) = 0 sind. Man kann die Ungleichungen p(x) < 0 oder p(x) > 0 nur dann lösen, wenn wir zwei reelle oder eine reelle Doppellösung für die quadratische Gleichung p(x) = 0 haben, denn nur reelle Zahlen können nach einer Ordnungsrelation verglichen werden (siehe Abschnitt 1.3). Im Falle von komplexen Lösungen gilt die Ungleichung a priori entweder für alle reellen x oder für keine reelle Zahl.
Angenommen, p(x) < 0 ist die Ungleichung, d.h. (x - x1)(x - x2) < 0 .
Zwei Faktoren ergeben genau dann ein negatives Ergebnis, wenn sie unterschiedliche Vorzeichen haben. Es gibt genau zwei Kombinationen
bei denen das der Fall ist. Entweder gilt x - x1 < 0 Ù x - x2 > 0 oder umgekehrt x - x1 > 0 Ù x - x2 < 0 . Die Aussagen in den beiden Konjunktionen müssen gleichzeitig wahr sein. Daraus kann man schliessen, welche der Varianten die Lösung ist.
Beispiel:
x2 + x - 6 < 0
Als erstes löst man die Gleichung p(x) = x2 + x - 6 = 0 und erhält als Wurzeln der quadratischen Gleichung x1 = - 3 und x2 = 2. Ergo: p(x) = (x +3)(x-2). Wir bilden (x +3)(x-2) < 0
1. Fall:
x + 3 < 0 Ù x - 2 > 0 Þ x < -3 Ù x > 2. Diese Aussagen können nicht gleichzeitig wahr sein, sie widersprechen sich. Dieser Fall ist also ausgeschlossen.
2. Fall:
x + 3 > 0 Ù x - 2 < 0 Þ x > -3 Ù x < 2 oder anders geschrieben -3 < x < 2.
Wir sehen, in diesem Fall ist die Ungleichung erfüllt und ihre Lösungsmenge ist X = {x | 3 < x < 2 }. Man kann die Lösung auch als offenes Intervall I = (-3, 2) darstellen.
Graphisch lässt sich die Lösungsmenge derart visualisieren.
Für den Fall, dass p(x) > 0 ist, zerlegt man wieder in Faktoren und untersucht die Vorzeichen der Faktoren. Diesmal müssen beide Faktoren gleichzeitig dasselbe Vorzeichen haben,
Beispiel:
-6·x2 + 13·x < 6. Wir formen zuerst in die Ausgangsform p(x) > 0 um, d.h. 6·x2 - 13·x + 6 > 0 und finden die Wurzeln der Gleichung p(x) = 0. x1 = 2/3 und x2 = 3/2. Daraus erhält man die umgeformte Ungleichung
(3x - 2)(2x - 3) > 0. Man muss wieder eine Fallunterscheidung vornehmen:
1.Fall:
3x - 2 > 0 Ù 2x - 3 > 0 Þ x > 2/3 Ù x > 3/2. Beide Bedingungen können nur dann gleichzeitig wahr sein, wenn x > 3/2 gilt. Die Lösungsmenge ist X1 = { x | 3/2 < x <¥ }.
2. Fall:
3x - 2 < 0 Ù 2x - 3 < 0 Þ x < 2/3 Ù x < 3/2. Diese beiden Bedingungen sind nur dann gleichzeitig wahr, wenn die schärfere der beiden Bedingungen x < 2/3 erfüllt ist. Die Lösungsmenge ist X2 = { x | -¥ < x < 2/3}.
Wir haben also das Intervall ( -¥, 2/3 ) und ( 3/2 , ¥ ) als Lösung.
Wenn die für p(x) aus der Ungleichung p(x) > 0 oder p(x) < 0 gilt, dass p(x) = 0 eine Doppelwurzel hat, so geht man vor wie im Fall für zwei unterschiedliche reelle Wurzeln . Angenommen die Wurzel sei x = a. Dann kann man p(x) darstellen als p(x) = (x - a)2 oder als p(x) = -(x - a)2 . Das hängt davon ab, ob der Term x2 ein positives oder negatives Vorzeichen hat. Dann gilt für die Ungleichungen (x - a)2 < 0, dass sie für keine reelle Zahl erfüllt sind, da ein Quadrat einer Zahl nie negativ sein kann (X= Ø), aber (x - a)2 > 0 ist für alle reellen Zahl ausser für x = a erfüllt, denn nur für x = a wird (x-a) = 0. Ansonsten ist das Quadrat (x - a)2 immer positiv (X = Â \ {a}). Graphisch entspricht diesem Fall eine nach oben offene Parabel, der Scheitelpunkt die x-Achse in x = a berührt. Die Fälle für p(x) = -(x - a)2 sind dann analog.
Kommen wir noch kurz zum Fall von komplexen Wurzeln:
x2 - 2x + 2 < 0. p(x) = x2 - 2x + 2. Man sieht leicht, dass die Gleichung p(x) = 0 nur komplexe Wurzeln hat:
x1 = 1 - i und x2 = 1 + i.
Die Funktion p(x) = x2 - 2x + 2 ist eine Parabel, deren Scheitelpunkt über der x-Achse liegt.
Also gibt es keinen Wert x , für den die Ungleichung x2 - 2x + 2 < 0 erfüllt wäre. X = Ø. Aber die Ungleichung x2 - 2x + 2 > 0 hat eine Lösung, genauer gesagt unendlich viele Lösungen: X = Â, da alle reellen Zahlen diese Ungleichung erfüllen (s. Graphik)
Für unscharfe Ungleichungen führe die Überlegungen selbst durch.